Kulturmarxistische Impressionen

Donald Duck als Symbol der Ausgebeuteten und Entrechteten

Donald Duck als Identifikationssymbol für die Ausgebeuteten und Entrechteten

Unter Politische Korrektheit: Ein Opfer schlägt zurück schrieb Robert Grözinger bei Eigentümlich Frei:

Zensur und Debattenverweigerung sind derzeit Hauptkampfmittel der Neosozialisten in ihrem Kulturkampf gegen die Zivilisation. Ihr Vordenker Antonio Gramsci hatte schon in den 1920er Jahren richtig erkannt, dass die Brachialgewalt Lenins und Stalins, die Hitler später kopierte, im Hinblick auf die Errichtung einer neuen Gesellschaft keinen langfristigen Erfolg haben würde. Es müssten erst die kulturellen Werte des Bürgertums verschwinden, bevor sich der neomarxistische, strikt egalitäre Wertekanon durchsetzen kann. Es gibt jedoch zwei grundsätzliche Probleme mit diesem Vorgehen. Erstens ist das Ziel der Marxisten, auch der neuen Sorte, nämlich Egalitarismus, ein „Aufstand gegen die Natur“, wie Rothbard feststellte. Und das kann nie gut gehen. Zweitens, wenn man davon ausgeht, dass die Neosozialisten eine neue, bessere Gesellschaft errichten wollen, dann sind ihre Mittel nicht zweckdienlich. Denn sie verkennen, dass ein langfristig haltbarer Wertekanon auf spontane, ungeplante Weise wachsen muss und nicht gestaltet werden kann. Er ist nach Hayek ein Produkt menschlicher Handlung, nicht aber menschlicher Planung. Gepflogenheiten, Tabus und so weiter sind genauso wenig plan-, durch- oder absetzbar wie der volkswirtschaftliche Bedarf an Schuhen, Urlaub oder Schrauben.

Zahllose Fälle belegen diese Strategie. Aktuell könnte man Volker Becks neueste Anmaßung nennen, mit der er den wissenschaftlichen Diskurs im Bereich der Psychotherapie und Seelsorge in hetzerischer Weise zu politisieren trachtet. Meine kleinen Trolle in der Diskussion um denkbare gesetzliche Verbesserungen im Kampf gegen HIV anläßlich des Falles Nadja Benaissa sind da nicht ganz so professionell, aber den Kulturmarxismus haben sie nicht weniger verinnerlicht.

Antonio Gramsci als Popart

Antonio Gramsci als Popart

Besonders hoch im Kurs steht Gramsci bei der Partei Die Linke. Unter dem Titel Inspiration durch Gramsci: Hegemoniepolitik und Die Linke heute erklärt Kolja Moeller als Student der Politikwissenschaften, wie Antonio Gramsci wichtige Aspekte aus Niccolò Machiavelli Werk Der Fürst aufgriff, um sie für die Fortentwicklung von Lenins Parteitheorie zu nutzten und schaltete sich so in die Strategiedebatte seiner Partei ein.

Der Zarenmörder Lenin als Ikone

Zarenmörder Lenin als Ikone

Moeller empfiehlt hierbei, daß sich idealerweise die gesamte Partei gedanklich in die Rolle eines „modernen Fürsten“ versetzen soll, um in dieser Geisteshaltung einen „Kollektivwillen“ zu entwickeln und somit die „Hegemonie“ über die „Zivilgesellschaft“ zu schaffen.

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Hier ein paar Leckerbissen als Auszug:

Der moderne Fürst sollte aber schon „anerkannt“ sein und sich „bewährt“ haben. Dies ist ein interessanter Aspekt, der Forderung Gramscis nach einem „dem Jakobinismus gewidmeten Teil des Fürsten“. „Der moderne Fürst muss einen dem Jakobinismus (in der umfassenden Bedeutung, die diese Bezeichnung historisch gehabt hat und begrifflich haben muss) gewidmeten Teil haben, als Beispiel dafür, wie ein Kollektivwille konkret sich herausbildet und gehandelt hat, der zumindest in einigen Aspekten eine Neuschöpfung, ursprünglich war“

Wird die „Verwundbarkeit“ in materieller und rechtlicher Hinsicht als Kriterium für das Prekariat zum Ausgang genommen, fallen hierunter sowohl Beschäftige im Niedriglohnbereich des Dienstleistungssektors als auch Wissensarbeiter oder Free-Lancer in der IT-Branche. Prekarisierte Wischmobs treffen auf prekarisierte Laptops. Es liegen vollkommen verschiedene Arbeits- und Lebenswelten vor. Zusätzlich sind die Prekarisierten keine geschlechtsneutralen Subjekte, sondern Männer und Frauen, die sich durch die diesbezüglichen Zuschreibungen und Machtverhältnisse hindurch konstituieren.

Gramsci greift auf Machiavellis „Der Fürst“ zurück, um die Aufgaben und Herausforderungen der kommunistischen Parteien zu beschreiben. Sie spielen die Rolle von „modernen Fürsten“. Dabei begreift Gramsci Machiavelli nicht als Stichwortgeber für rücksichtsloses Machthandeln, zu dem er fälschlicherweise in der populärwissenschaftlichen Literatur gemacht wird. Er legt eine republikanische Lesart des „Fürsten“ nahe: Gramsci liest ihn als „politisches Manifest“, das davon handle, „wie der Fürst sein muss, um ein Volk zur Gründung eines Staates zu führen“

Soviel an dieser Stelle (das ganze Papier ist lesenswert!) zur Theorie Gramscis zur Zerstörung der „bürgerlichen Gesellschaft“.

Jakobinismus als Lebensstil

Jakobinismus als Lifestyle

Aus attac-Mailinglinsten kann man dann entnehmen, wie leicht es den Linken fällt, die jakobinistische d.h. gewalt- und repressionsbereite Seite des Fürsten mit derjenigen Seite, die den Gedanken der Fürsorge mißbraucht, zu versöhnen. So schreibt etwa Thomas Seibert (Die Linke) als Antwort auf Peter Wahl (attac) im Rahmen einer Nachbearbeitung der bundesweit organisierten Randaledemonstrationen während des letzten Märzwochenendes:

Peter kann gar nicht denken (oder denkt nur im Verborgenen, manchmal und für sich allein), was den Einsatz der radikalen Linken ausmacht: den Bruch, d.h. die Krise selbst im Moment der Entscheidung im Aufbruch der plötzlichen Kehre. Das ist, entgegen dem Anschein, keine Sache nur des Augenblicks, sondern verlangt ein ebenso langsames, geduldiges, auf Dauer angelegtes Handeln wie die von ihm und der moderaten Linken verfolgte Option. Die muss sich im Vielen von der der moderaten Linken gar nicht groß unterscheiden: das gehört zu den Neuerungen der Linken, auch der radikalen, im 21. Jahrhundert. Und da kann es richtig sein, Unversöhnlichkeit zum Bestehenden im Ganzen zu markieren, auch wenn das symbolisch bleibt: in der Absicht auch, das andere an anderem Ort zu anderer Zeit sich daran erinnern. Weil diese Fähigkeit, Politik aus der Offenheit zum möglichen Ereignis zu denken, ausgebildet, d.h. organisiert und kommuniziert werden muss, gehört dazu, ich sagte es schon, eine lange und geduldige Arbeit, die sich in vielem von der der moderaten Linken gar nicht unterscheiden muss. Und hier ist es äußerst relevant, dass die radikale Linke gestern wie schon in Heiligendamm die stärksten Blöcke gestellt hat. Wer nach anderswo schauen will – es gäbe da Vieles – der sei jetzt einfach an Griechenland verwiesen.

Wäre Genosse Seibert weniger wortreich veranlagt, hätte er hier vielleicht gesagt, daß die Gewaltbereitschaft der schwarzen Blöcke als Kunst- und Kulturereignis mit Entwicklungspotential begriffen und somit allemal bejaht wird.

In Brand gesetztes Hotel beim NATO-Gipfel im Straßburg

Brandstiftung als Kulturereignis beim NATO-Gipfel in Straßburg

Wie selbstverständlich die Bejahung von Gewalt ist, sieht man dann am ambivalent hoffnungsfrohen Ausklang seiner Email:

Es gibt ein Interview mit Toni Negri, das demnächst auch auf Deutsch erscheint. Darin sagt er, dass wir „irgendwie“ in einer Zeit sind, die mit der des Jahres 1905 verglichen werden kann: nicht 1917, das ist klar, doch dem Ereignis auch nicht ganz fern.

Na denn, auf ein Neues!

Antibolschewistisches Poster aus der Zeit des russischen Bürgerkriegs

Antibolschewistisches Poster aus der Zeit des russischen Bürgerkriegs

Unklar ist nur noch, ob Genosse Seibert der Rolle von Leo Trotzki gewachsen ist:

Kriegskommissar Leo Trotki bei der Truppeninspektion

Kriegskommissar Leo Trotki bei der Truppeninspektion

Wie, wenn nicht mit Kunstkritik und Gegenkunst sollte man dem Antichristen also begegnen?

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