Syrien: Wo sind die iranischen Elitetruppen?

Kritische Zwischentöne konnte man in den deutschen Medien schon lange vernehmen. Die gestern in der immer schon betont transatlantischen Zeitung „Die Welt“ erschienene Reportage aus Aleppo, Syriens Industriezentrum, stellt nun einen echten Bruch der US-geführten Medienblockade gegenüber Syrien dar.

Alfred Hackensberger läßt darin Bürger zu Wort kommen, die Augenzeugen von Bombenattentaten wurden und über den Terror der vermeintlichen Rebellen berichten. Ein Englischlehrer sagt sie verhalten sich wie Kriminelle. Der mit ihm befreundete Leiter einer Fabrik für Elektroteile schildert wie Unternehmern befohlen wird ihre Firmen am Freitag und Samstag zu schließen, damit es wie ein Streik aussieht. Zwei benachbarte Fabriken wurden von Milizen der Freien Syrischen Armee bereits niedergebrannt, weil die Unternehmensführung da nicht mitspielte. Nadia Bitar erzählte Ende Mai eine vergleichbare Geschichte, die man ihr aber nicht abkaufte — Spiegel-Leser wissen mehr.

In einem Café in der Altstadt traf Hackensberger traf Armenische Christen. Sie halten die gängigen Medienberichte für übertrieben und falsch, sehen in den Freischärlern eine Bande von Banditen und Terroristen und verweisen dabei auf die gewaltsame Vertreibung von Christen aus Homs. Der verbliebene Rest wird nun als menschlicher Schutzschilde benutzt. Die radikalen Islamsisten, auf deren fanatischen Kampfeseifer besonders Mitt Romney bei seinem Wahlkampf setzt, machen ihnen Angst. Im Internet wird ihnen gedroht, viele sind schon ins Ausland geflüchtet oder denken darüber nach.

Iranische Elitetruppen

Iranische Elitetruppen

Nicht getroffen hat Alfred Hackensberger die „Iranischen Elitetruppen“. Das Bild in hier stammt aus dem Iran. Der Welt-Autor gibt an sie befänden sich „an der Grenze“, schreibt aber nicht worauf sich seine Angaben stützen. Ebenso verschweigt er welche Grenze das sein soll. Nachdem es bekanntlich keine syrisch-iranische Grenze gibt, ist Skepsis dieser Angabe gegenüber durchaus angebracht.

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17 Kommentare - “Syrien: Wo sind die iranischen Elitetruppen?”

  1. arprin Says:

    Mal wieder eine Propagandalüge des Assad-Fanclubs entlarvt:
    http://reflexion-blog.com/?p=2607

    • antifo Says:

      Diese Geschichte war unglaubwürdig. Ich würde es als eine Art „Verlängerung“ der durch die Arabische Liga angekündigten Abschaltung des Satelliten-Zugangs für das syrische Fernsehen bezeichnen. Kannst Du sagen, ob das mittlerweile geschehen ist?

  2. arprin Says:

    „Der mit ihm befreundete Leiter einer Fabrik für Elektroteile schildert wie Unternehmern befohlen wird ihre Firmen am Freitag und Samstag zu schließen, damit es wie ein Streik aussieht. Zwei benachbarte Fabriken wurden von Milizen der Freien Syrischen Armee bereits niedergebrannt, weil die Unternehmensführung da nicht mitspielte.“

    Das kann durchaus stimmen. Die taz schreibt aber nun folgendes:
    „Die direkte Reaktion auf das Massaker von Hula war ein landesweiter Streik. Die konservativen HändlerInnen, die bisher auf Assad als Garant für wirtschaftliche Stabilität gesetzt hatten, ließen ihre Geschäfte geschlossen. Fast verzweifelt klingt die Erklärung des Innenministers, die Geschäftsleute seien zum Flughafen gefahren, um die ausgewiesenen Botschafter in Empfang zu nehmen.

    Auch die täglichen Demonstrationen und Proteste weiten sich ständig aus: In der Innenstadt von Aleppo fand das erste Mal eine Massendemonstration statt, nachdem es bei Angriffen auf protestierende StudentInnen an der Universität vier Tote gegeben hatte. Die wohlhabenden HändlerInnen der Stadt drückten ihre Solidarität aus, schwenkten die Revolutionsfahne und machten in Sprechchören keinen Hehl daraus, dass das Regime ihre Unterstützung endgültig verloren hat. Der Dank der AktivistInnen folgte eine Woche später, als das Motto für die landesweiten Freitagsdemonstrationen lautete: „Revolutionäre und Händler Hand in Hand“.

    Wenn das Regiem schon friedlich demosntrierende Studenetn umbringt, wird es den Rückhalt der Bevölkerung immer schneller verlieren:

    Das ist ja völlig normal und verständlich. Stell dir vor, deine Kinder wären unter den Studenten gewesen. Wie würdest du darauf reagieren?

  3. arprin Says:

    Sogar die Alawiten beginnen sich gegen Assad zu positionieren:
    http://www.welt.de/politik/ausland/article106534757/Selbst-die-Glaubensbrueder-stellen-sich-gegen-Assad.html
    Die Angst vor Vergeltung veranlasst einige Alawiten dazu, um ihre Zukunft in Syrien zu fürchten – und ein deutliche Warnung auszusprechen. Afaq Ahmad, ein desertierter Ex-Soldat der syrischen Luftwaffe, veröffentlichte einen 10-minütigen Video-Appell auf YouTube. Darin sagt er, die Alawiten müssten mit ihrem kollektiven Selbstmord aufhören. Ahmads Botschaft wurde unter anderem deshalb bekannt, weil es nur wenige alawitische Deserteure gibt.
    „Hat es die Familie Assad verdient, Anführer der Alawiten zu sein?“, fragt Ahmad in seinem Video. „Angesichts seiner Verbrechen können wir nicht länger still bleiben. Wir sollten unseren religiösen und humanitären Prinzipien treu bleiben, sonst wird uns die Geschichte keine Gnade zeigen.“

    Die bekannte Schauspielerin und Demokratieaktivistein Fadwa Suleiman hat sich schon lange gegen das regime gestellt, auch wenn sie gegen eine Militärintervention ist.

    Der orthodoxe Christ Thomma Yusef Ibrahim ist ebenfalls gegen das Regime:
    http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/die-herrschaft-von-islamisten-wird-daemonisiert–53879825.html
    Seit 40 Jahren werden in Syrien Regimegegner verhaftet, gefoltert und getötet. Das ist eine Realität, die Assad nicht bestreiten kann…
    Die christliche Elite ist fest in das Regime mit eingebunden. Seit Jahrzehnten. Einfache Christen haben natürlich Angst. Der Wahlsieg der Muslimbrüder und Salafisten in Ägypten dürfte Assad zumindest kurzfristig geholfen haben. Anderseits dürfen sie uns Christen nicht unterschätzen: Wir sind flexibler, als viele denken und könnten uns auch mit einem islamischen Regime arrangieren…

    • Nichtglauber Says:

      @ Arprin

      Hier wirst du dich mit uns auseinandersetzen müssen oder du wählst den Weg der Selbstsperrung:

      Präzisiere bitte deine Aussagen. Wer sind „die Alaviten“, die sich gegen das Regime stellen?
      3%, 5%, 50% oder meinst du 98%?
      Und wieso ist der Schlächter dann noch an der Macht und wieso fliehen die Menschen aus den umkämpften Gebieten mehrheitlich ausgerechnet nach Damaskus, der Hauptstadt des Despoten?
      Fragen über Fragen…

      • arprin Says:

        Du bist nicht gesperrt, ich habe nur keine Lust auf ewige Wiederholungen. (In den Pro-Assad-Blogs wird man dagegen sofort gesperrt, wenn man eine andere meinung als der Gastgeber hat.)

        1. Alawiten sind nicht Aleviten. Beide sind völlig verschiedene Gemeinschaften.
        2. Es ist momentan noch eine kleine Minderheit der Alawiten, die sich gegen Assad stellt. Warum das so ist, habe ich in meinem Blog gefühlte 78 Mal erklärt. Sie haben Angst vor der Rache der Regimegegner. Aber diese können sie nicht damit abwenden, indem sie dem Regime treu dienen und willig bei seinen Verbrechen unterstützen, sondern indem sie sich von ihm entfernen und für einen echten demokratischen Wandel eintreten.
        (Und selbst wenn man den Großteil der Bevölkerung hinter sich hat, wie angeblich Assad, gibt das einem nicht das Recht, eine gegnerische Minderheit zu vernichten. Oder hätte Netanyahu deiner Meinung nach, da die Mehrheit der Israelis hinter ihm steht, das Recht, die arabische Bevölkerung Israels zu diskrimineren, verfolgen und zu töten?)
        3. Zur Damaskus-Frage: Weißt du das wirklich nicht oder tust du nur so? Damaskus ist noch ruhiger, weil es hier noch nicht so viele kriegerische Handlungen gab als in Homs, deswegen fliehen die Menschen dahin.
        Ich könnte dich jetzt auch fragen: Warum fliehen Iraker und Afghanen nach New York oder Palästinenser nach Tel Aviv, der Hauptstadt der Despoten?, das wäre dann genauso lächerlich.

      • Nichtglauber Says:

        Ich habe Alaviten geschrieben. Der Unterschied ist mir bekannt.

        Zu Damaskus:
        Regimegegner und Zivilisten werden doch, nach deiner Lesart, vom „Teufel“ abgeschlachtet – entweder scheint dies also nicht zu stimmen, da es in Damaskus ja noch „ruhig“ ist oder die Flüchtlinge sind keine Regimegegner. Was ins der Beantwortung der Mehrheitsverhältnisse wieder ein Stückchen näher bringt.

      • arprin Says:

        Kannst du mal was Neues schreiben?

        Damaskus ist noch Pro-Assad. Habe ich das je geleugnet? Die, die nach Damaskus fliehen, fliehen vor den Kämpfen. Es sind sowohl Regimegegner als auch Regimetreue, einfach Menschen, die keine Gewalt mehr ertragen wolen müssen. In Damaskus kann man, wenn man sich ruhig verhält und nicht auffällt, ja auch als Regimegegner noch einigermaßen ruhig leben. Genauso wie ein Iraker oder Afghane, der nach New York flieht, ja nicht automatisch ein glühender Anhänger der US-Außenpolitik ist.

        Zum „Mehrheitsverhältnis“: Selbst wenn man den Großteil der Bevölkerung hinter sich hat, wie angeblich Assad (wenn es so wäre, warum hat er dann 12 Jahre lang keine politische Gegnerschaft zugelassen?), gibt das einem nicht das Recht, eine gegnerische Minderheit zu vernichten. Oder hätte Netanyahu deiner Meinung nach, da die Mehrheit der Israelis hinter ihm steht, das Recht, die arabische Bevölkerung Israels zu diskrimineren, verfolgen und zu töten?

      • arprin Says:

        Ich habe mich mit all deinen Propagandatricks schon auseinandergesetzt:

        Assads kleine Helfer

        “Die Mehrheit der Syrer steht hinter Assad. In den beiden größten Städten hat es keine größeren Demonstrationen gegen Assad gegeben.”
        “Es gibt keine Beweise für Assads Verbrechen. Viele Videos, die angebliche Gräueltaten zeigen, haben sich als gefälscht erwiesen.”
        “Die Opposition ist eine islamistische und bewaffnete Organisation. Jeder Staat hat das Recht, gegen bewaffnete Gruppierungen vorzugehen.”
        “Falls Assad gestürzt wird, kommen Islamisten an die Macht, die Syrien in ein Gottesstaat verwandeln. Wir brauchen kein neues Afghanistan, Irak, Libyen usw.”

        Wenn du nichts Neues als die oben angeführten, ewig gleichen Rechtfertigungen eines blutigen Massakers zu sagen hast, macht eine Diskussion für mich kein Sinn.

      • Nichtglauber Says:

        @ Arprin

        inzwischen amüsiert mich unser kleiner Disput ein wenig.
        Du bist in deiner Ignoranz und Einseitigkeit so extrem, dass deine Posts bei mir schon humoristische Reaktionen auslösen.

        Nimm endlich zur Kenntniss – um dich nicht komplett der Lächerlichkeit preiszugeben – dass das ewige Rezitieren deiner ewig gleichen Quellen sie nicht einen Deut glaubhafter machen.
        Es tobt ein Medienkrieg, und deine Quellen sind Medien.
        Es gibt keinen Schlächter. Nur ein Staatsführer, der sich gegen bewaffnete Rebellen stellt. Dabei spielt es keine Rolle, ob du, Clinton oder Cameron ihn mögt oder nicht. Er ist der syrische Präsident und das ist Fakt.
        Da du dauernd Natanjahu ins Spiel bringst: die Führung eines Staates, die zu Land, zu Wasser und aus der Luft eine eingekesselte Region, Zivilisten und „Aktivisten“, bombadiert, unterscheidet sich in welcher Position gleich nochmal von deinem Lieblingsfeind?

      • arprin Says:

        Ach, dann lass uns diesen Disput beenden, warum machst du immer weiter wenn du nichts neues zu sagen hast?

        „Es gibt keinen Schlächter.“
        Das sagst du. Wir werden uns da nicht mehr einig werden, ok?

        Und da ich kein Bock auf eine zusätzliche Diskussion über Israel habe (habe ich schon x-mal geführt), werde ich mich zu deiner Netanyahu-Frage nicht äußern. Solche Internetdiskussionen werden einem mit der Zeit einfach nur todlangweilig.

      • antifo Says:

        Assad als „Schlächter“ zu bezeichnen ist nicht angemessen.

        Um sich ein Bild von der Person zu machen kann ich diese Rede von ihm empfehlen

        “Syria will remain Free” – full text of President Bashar al-Assad’s speech on January 10, 2012

        und dieses Interview:

        Interview des syrischen Präsidenten Bashar al Assad im russischen Fernsehen : übersetzt von Barbara #Syrien #Syria

        Es gibt keinen Grund Assad nicht zu kritisieren, aber wenn man jemanden kritisieren möchte, dann muß man sich auch bis zu einem gewissen Grad mit ihr auseinandergesetzt haben. Die Kritik ist sonst hohl. Sie bezieht sich nicht auf die Person, die man im Sinn hat, sondern auf ein verzerrtes Abbild dieser Person.

        Das Terrorproblem in dem Land ist real. Wenn das nicht anerkannt wird, dann steht die gesamte Diskussion auf tönernen Füßen. Es kann nichts dabei herauskommen, wenn die Realität verleugnet wird.

      • antifo Says:

        Arpin ist jetzt im Spamfilter. Das gibt ihm Zeit zum Lesen.


  4. […] Based on: antifo.wordpress.com […]

  5. Tourix Says:

    https://www.awxcnx.de/gedanken-syrien.htm
    Mit weiteren verlinkten Quellen. Allerdings mit etwas Vorsicht lesen. Auch Jürgen Todenhöfer wurde verlinkt.
    Im oben von Antifo geposteten Link unbedingt auch die kommentare lesen.

    Interview des syrischen Präsidenten Bashar al Assad im russischen Fernsehen : übersetzt von Barbara #Syrien #Syria

    Aber letztenendes ist noch lange nicht klar wer hier wen massakriert.


  6. […] erschienene Darstellung zu iranischen Elitetruppen “an der Grenze” in Syrien hatte sich als unglaubwürdig erwiesen. Gefällt mir:Gefällt mirBe the first to like this. Explore posts in the same categories: Iran, […]


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