Qualitätsjournaille stellt Artikel von Daniel Pipes auf den Kopf
In der Welt schreibt Daniel Pipes in Es ist Zeit für eine robuste US-Politik im Iran! zwei Sätze, in denen er sich vollkommen widerspricht.
Einmal heißt es:
Die zentrale und möglicherweise siegreiche Bewegung, die sich auf den Straßen des Iran und in den Hallen Europas bildet, repräsentiert nicht nur westliche Werte, sondern auch westliche Interessen.
und dann
Statttdessen verspottete sie das Regime, weil es die Demonstranten als westliche Agenten darstellt.
Wenn die Demonstranten westliche Werte und westliche Interessen repräsentieren, dann hätte das Regime im Iran ja sogar recht, wenn es sie als westliche Agenten bezeichnet.
Daß dem Direktor des Middle East Forums derart schwere Fehler unterlaufen, ist ein Hinweis, daß man Daniel Pipes Ratschlag für eine „robuste US-Politik“ zu einem Regime Change besser nicht folgen sollte.
Korrektur: Der einleitende Satz mit den westlichen Werten stammt gar nicht von Daniel Pipes, weil er weder im englischen Original noch in der Übersetzung ins Deutsche auf seinen Seiten zu finden ist. Die Qualitätsjournalisten von der Welt haben außerdem die Überschrift des Artikels so abgeändert, daß man den Artikel fast nur als Kriegsaufruf lesen kann!
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Juni 27, 2009 um 10:11 am
Doch, der Satz steht im Text bei Pipes, letzter Absatz. Aber damit als Schlussfolgerung und Anhängsel, nicht als Quintessenz und Hauptpunkt der Kolumne. Vielleicht auch nur – das wird nicht deutlich – als Meinung von Peter Hoekstra. Auf jeden Fall leitet der Teaser ein eine Richtung, die so nicht in Ordnung ist.
Juni 27, 2009 um 10:24 am
Übrigens ist mir in der Übersetzung ein Fehler unterlaufen. Dieser letzte Satz, den die WELT debatte als Teaser genommen hat, müsste so lauten:
Die zentrale und möglicherweise siegreiche Bewegung, die sich auf den Straßen des Iran und in den Hallen Europas bildet, repräsentiert nicht nur westliche Werte besser, sondern auch westliche Interessen.
Juni 27, 2009 um 1:11 pm
Iran: Stärke des Westens oder Schwäche des Islam?
https://antifo.wordpress.com/2009/06/27/iran-starke-des-westens-oder-schwache-des-islam/
Nochmal ein Artikel, in dem ich darzulegen versuche, weswegen diese Polarisierung westliche Werte/Islam kontraproduktiv ist, auch wenn dieser Antagonismus freilich besteht.
Juni 27, 2009 um 10:36 am
Ob Teaser oder Quintessenz: Wenn es die Propaganda des Regimes in Teheran stützt, dann stimmt etwas daran nicht. Die Verwendung der Begrifflichkeit „westliche Werte und Interessen“ kann da nur schaden. Der damit angedeutete Antagonismus ist ja gerade das Lebenselexier des Mullah-Regimes.