Was der französischen Besetzung Algeriens vorausging

Den Europäern wird immer gerne vorgeworfen, daß sie Kolonien gehabt hatten:

Im islamischen Raum ist die mangelnde Bildung ein großes Problem und Regierungen die gerne ihre Menschen instrumentalisieren und unterdrücken. Außerdem sind Interessengruppen beteiligt, die nach dem System “Teile und Herrsche” agieren, braucht man sich nur den Irak angucken.

An der Situation sind “wir” aus dem Westen historisch nicht unschuldig,durch den Kolonialismus und diverse Kriege, aber das entbindet natürlich nicht von heutiger Verantwortung.

Interessant ist, daß man uns — dem Europa also, dessen geistiges Spektrum von Christentum bis zum Humanismus reicht — die Schuld für die dortige Ungebildetheit in die Schuhe schieben will.

Hätten diese Länder nicht selbst für die Bildung ihrer Einwohner sorgen können? Geschichtssendungen wie Welt der Wunder geben Aufschluß über die erstaunlichen wissenschaftlichen Leistung des islamischen Kulturraums in der Zeit des Mittelalters.

Woran also lag es, daß daraus keine gebildeten Nationen wuchsen?

Sieht man sich die geschichtlichen Beweggründe für die Kolonialisierung an, dann findet man Spuren wie diese

Im Jahr 1801 begannen die USA, die den Piraten bis dahin Schutzgeld gezahlt hatten, mit einer Reihe von Interventionen in Nordafrika (Erster und Zweiter Barbarenkrieg), welche die von dort ausgehende Piraterie militärisch unterbanden. Der spätere amerikanische Präsident John Adams äußerte damals den prophetisch anmutenden Satz: “We ought not to fight them at all unless we determine to fight them forever.”

Die französische Besetzung Algeriens 1830 und später Tunesiens sicherte den Mittelmeerraum anschließend dauerhaft. Den historischen Kontext des Geschehens sollte man nicht vergessen, wenn man heute historische europäische Einflußnahme im Nahen Osten verurteilt.

Ein klares Zeugnis dafür, daß das vorkoloniale Algerien ein Piratennest gewesen war, das dem heutigen Somalia recht ähnlich gewesen sein dürfte. Daß Bildung dort keinen Wert hatte, sagt einem der gesunde Menschenverstand.

Was also hätte Frankreich damals anderes tun sollen? Kredite zur Verfügung stellen, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und damit den Piratenstaat zu stärken? Entwicklungshelfer schicken, die dann als Geiseln genommen werden?

Solange die staatliche Macht dort ihre schützende Hand über einen Wirtschaftszweig hielt, der von Versklavung und Geiselnahme lebte, war daran nicht zu denken. Es blieb also gar kein anderer Weg, als mit militärischen Mitteln für Recht und Ordnung zu sorgen.

Bombardierung Algiers im Jahr 1816

Bombardierung Algiers im Jahr 1816

Algerien war damals das, was man heute als Failed State, als gescheiterten Staat bezeichnen würde. Einige derjenigen Staaten, die zu europäischen Kolonien wurden und nach ihrer Entlassung in die Unabhängigkeit heute als gescheitert bezeichnet werden müssen, waren also schon gescheitert bevor sie zu Kolonien wurden.

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5 Kommentare - “Was der französischen Besetzung Algeriens vorausging”

  1. NID Infoblog Says:

    Passt zwar nicht zum Thema ist aber auch ein sehr empfehlenswerter Artikel:

    http://nidinfo.wordpress.com/2009/04/12/volk-in-bewegung-welchen-weg-geht-die-npd/

  2. Ali Says:

    >“Hätten diese Länder nicht selbst für die Bildung ihrer Einwohner sorgen können? Geschichtssendungen wie Welt der Wunder geben Aufschluss über die erstaunlichen wissenschaftlichen Leistung des islamischen Kulturraums in der Zeit des Mittelalters.<“

    Vieleicht wäre es wirklich so das Irak, Iran, Algerien, Sudan etc. heute viel weiter in ihrer Technik und der Bildung wären wenn sie keine Einfluss von der WESTLICHEN WELT gehabt hätten!
    Wir wissen doch alle das der Westen solche Länder ausgeplündert hat bis verzeihen sie die Ausdrucksweise Unterhose.

    Das Osmanische Reich hat viele der Erfindungen die heute als Westliche Erfindungen gezeigt werden gefunden. Das wurde von der Westlichen Welt nicht so dargestellt!

    • EinFragender Says:

      Lieber Ali,

      das Problem der arabischen Länder war es das ein Großteil des vermeintlich überlegenen Wissen erobert war und nicht selber erarbeitet. Es war nach vielen brutalen Kriegszügen einfach da – und wurde dann nicht mehr weiterentwickelt, sondern teilweise sogar vergessen. Deshalb gingen andere her und griffen dieses Wissen auf und machten mehr daraus – was letztendlich zu dem führte was man Heute kennt: Einen Westen der das Know How hat und arabische Länder in denen es an Wissen mangelt.
      Nur warum wurde im Islam nicht weitergeforscht? Ich denke es liegt an den unzähligen und sehr strengen Forschriften die im Islam vorhanden sind und die jede Entwicklung massiv behindert und es liegt auch an den Anspruch des Islams mehr als nur eine Religion zu sein. In diesem Glaubens-Korset bekommt man keine Luft und das gilt bis Heute. Nicht ohne Grund schicken alle Araber (und Türken – Erdogan zum Beispiel) die Geld haben ihre Kinder im Westen auf die Schule. Theoretisch könnte man auch in den arabischen Ländern gute Schulen bauen, aber es scheint nur bei islamische Universitäten zu gelingen. Alles andere ist ein Reinfall, der Islam wirkt bis Heute massiv Wissenschaftsfeindlich.

      Die Türken bzw. Osmanen hätten niemals ein so großes Reich erobern können, wenn die arabischen Länder ihr erobertes Wissen weiterentwickelt hätten und die westlichen Länder hätte niemals den Türken ihre Kolonien streitig machen können.

      Im Nachhinein sind aber viele arabischen Länder froh von den Türken bereit zu sein. Auch wenn die Engländer und Franzosen nicht gerade beliebt waren – aber die Türken waren es genauso wenig. Es ist eine lange arabische Tradition, denn schon Mohammed äußerte sich nicht allzu freundlich über Türken.

      >Das Osmanische Reich hat viele der Erfindungen die heute als Westliche Erfindungen gezeigt werden gefunden. Das wurde von der Westlichen Welt nicht so dargestellt!<
      Gefunden – im Sinne von erobert – das stimmt wohl. Das dies auch nicht in der westlichen Welt zu selten so dargestellt wird stimmt auch.


      • Die Araber haben schon das Wissen das sie fanden weiterentwickelt und eigenständige Dinge erschaffen.Aber irgendwann meinten zu Religiöse Araber das es nun genug sei, und man sich nur noch auf den Koran berufen und nicht mit Ungläubigen zusammenarbeiten solle.Die Islamische Welt war ja nicht umsonst 1000 Jahre dem heutigen Westen und anderen Ländern überlegen.Leider haben sie das was dem Westen gelang verschlafen und zwar wegen dem Islam.

  3. Ex-Liberaler Says:

    Vielen Dank für diese interessanten Informationen. Sie waren mir unbekannt.


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