Gedanken zu Edith Stein

In der FAZ ist ein sehr guter Artikel von Robert Spaemann zur Absage des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) an die Judenmission, den ich heute bei Kewil gefunden hatte.

Wirklich bewegend ist die Einleitung:

„Komm, wir gehen für unser Volk“ sind die letzten überlieferten Worte der Philosophin und Karmeliternonne Edith Stein zu ihrer Schwester Rosa, als die beiden in Holland zum Transport nach Auschwitz abgeholt wurden. Das Wort wurde seither oft zitiert, aber in der Regel ohne Kenntnis, was das „für“ eigentlich meinte. Was es meinte, erfährt man aus dem Testament Edith Steins von 1939. Ihren gewaltsamen Tod vorausahnend, schreibt sie, sie gebe ihr Leben „zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes“.

Dazu muss man wissen, dass für Edith Stein die Konversion zum Christentum zugleich die Wiederentdeckung ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und eine tiefe Solidarisierung mit diesem bedeutete. Das Bekenntnis zu Jesus Christus war für sie (ebenso wie später für den nachmaligen Erzbischof von Paris, Kardinal Lustiger) die Erfüllung der jüdischen Bestimmung.

Diesen von Edith Stein gedachten Gedanken nachzuvollziehen scheint zunächst sehr hart. Wenn sie ihre bevorstehende Ermordung als Sühne im Sinne einer Nachfolge Jesu Christi verstand, dann negierte sie den Nationalsozialismus auf eine Weise, die derart grundsätzlich ist, daß es einem die Haut gefrieren läßt:

Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. (Röm. 10, 12)

So wie all die anderen Fehlgeburten des Marxismus war der Nationalsozialismus aus dem Schoß der Aufklärung entsprungen, in der die während der Renaissance zu neuem Leben erwachte griechische Philosophie ihre verführerisch duftenden Blüten trieb. Der Deutsche Idealismusmus war aber als philosophische Schule gar nicht so deutsch, wie er es gerne gewesen wäre, sondern zutiefst griechisch, weil er den Glauben an die Welt (Kol. 2, 8 ) auf die höchste Spitze trieb!

Wenn Edith Stein also 1922 konvertierte, dann war dies ein Akt der Selbstbefreiung aus der Knechtschaft der Mächte (Gal. 4, 3) dieser Welt.

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