Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet über einen Sturmangriff von Brigitte Zypries (SPD) auf die Piusbruderschaft, mit der sie politisches Kapital aus der böswillig-falschen Auslegung mutiger Aussagen in deren Mitteilungsblatt schlagen möchte. Zwar handelt es sich bei dem Gezeter unserer unverheirateten Justizministerin nur um Wahlkampfgetöse, aber daß sie sich mit ihrem Appell an den Papst in kirchliche Belange einmischt und dabei auch noch die im mit staatlichen Mitteln finanzierten „Kampf gegen Rechts“ übliche Rhetorik gebraucht, um kirchlichen Kritikern der maßgeblich von ihr vorangetriebenen Grundgesetzänderung die von den Menschenrechten geschützte Meinungsfreiheit en passant abzuerkennen, überrascht dann doch ein wenig.
Bei genauerer Betrachtung lösen sich freilich alle diese Vorhalte in Luft auf:
Zwar ist die Piusbruderschaft genauso links wie sie rechts ist, weil sie im Zweifelsfall doch eher eine Haltung der Opposition einnimmt und Zweifel bei Traditionalisten nun mal sehr weit verbreitet sind. Doch Zweifel müssen nicht verkehrt sein und rechts im Sinne dessen, worum es beim „Kampf gegen Rechts“ eigentlich geht, ist die Piusbruderschaft ja nicht. Zu einer Gefahr für das, was viele Linke für das Wesen der Bundesrepublik halten könnte sie ebenfalls werden, weil die Überbrückung der Kluft zwischen links und rechts ja das Wesensmerkmal der sogenannten „Querfront“ gilt. Das läßt aber höchstens erwarten, daß man sich nun eben noch mehr anstrengen wird, „Parallelen“ zum Nationalsozialismus zu konstruieren.
Von irgendwelchen Hinweisen für eine „Wiederbetätigung“ kann aber schon deshalb keine Rede sein, weil die Piusbruderschaft ja gar keine weltlich-politische Agenda hat. Bei den zurecht kritisierten Äußerungen Bischof Williamsons handelte es sich um nicht mehr, als eine isolierte Außenseitermeinung. Aus dieser sprach zwar fraglos der Geist der Rebellion, aber seiner Meinung wurde ja von allen Seiten widersprochen. Solange sich aber diese Rebellion nur gegen den Antichristen richtet, kann man deren Geist ja nur bejubeln. Wenn der Holocaust geleugnet wird ist das freilich nicht der Fall, weil es eben auch dann noch dumm und verletzend ist geschichtliche Tatsachen zu bestreiten, wenn der Umgang mit diesen Tatsachen allemal noch verbesserungswürdig ist. Wenn dieser rebellische Geist aber – wovon man ausgehen darf – in die richtige Bahn strebt, dann kann er zum Kristallationskeim für das Salz der Erneuerung werden, von der diejenigen die der Gleichschaltung durch den Nationalsozialismus mit Gottes Hilfe widerstanden, für die Zeit nach Krieg und Befreiung ja geträumt hatten:
Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im Christentum die Grundlage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Überwindung von Hass und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völkergemeinschaft. Der Ausgangspunkt liegt in der verpflichtenden Besinnung des Menschen auf die göttliche Ordnung, die sein inneres und äußeres Dasein trägt. Erst wenn es gelingt, diese Ordnung zum Maßstab der Beziehungen zwischen den Menschen und Völkern zu machen, kann die Zerrüttung unserer Zeit überwunden und ein echter Friedenszustand geschaffen werden
Daß es denjenigen, die die Verfolgung durch das NS-Regime überlebten, nicht gelang, diesen Traum dann auch umzusetzen, kann man zwar nur beweinen, aber man sollte diese Verfolgungen ebenso als Merkmal des schicksalhaften Leidens der Welt betrachten, wie dieses Regime selbst und alle Bitterkeit seines Wermuts. Damals wie heute handelt es sich um Prüfungen des Glaubens durch Gott den HERRN, die nur in kindschaftlicher Einfalt begriffen, erduldet und gelobt werden können. Die Prüfungen waren zwar lang und schwer, aber „alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“ (2. Tim. 3, 12)

Kirchenmärtyrer Alfred Delp S.J. im Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof