Griechisch-orthodoxe Priester segnen Büro der Partei Goldene Morgenröte
Griechisch-orthodoxe Priester haben an diesem Wochenende in Korinth ein neues Parteibüro der rechtsextremen Partei Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi) gesegnet:
Die Partei ist bemüht, sich als christlich-orthodox darzustellen. Das ist aber nicht glaubwürdig. Im Jahr 1988 schrieben sie in ihrer Parteizeitung:
Die Religion Europas ist der Paganismus, welcher Ausdruck des religiösen Gefühls des arischen Menschen ist. Im Paganismus überlebt die uralte Religion mit ihrer ursprünglichen Reinheit, die Tradition, die Feiern, den Mythen und ein fortlaufender und fruchtbarer Kontakt mit der Natur.
Hier ein Video mit dem Parteiführer Nikos Michaloliakos über Hitler und die Judenverfolgung:
Unterstützer und Parlamentsabgeordnete gehen teilweise gewaltsam gegen illegale Einwanderer vor:
Deswegen beschrieb der griechisch-orthodox Metropolit Pavlos von Siatista die Partei in einem Interview als „unzivilisiert“, er erklärte, daß das Vorgehen der Partei „weder etwas mit der altertümlichen griechischen Zivilisation noch mit dem Evangelium zu tun“ hat und fügte hinzu: „Wir müssen in der Sache Goldene Morgenröte einen klaren Standpunkt einnehmen … wir müssen das Wort Gottes predigen, das nichts mit den Taten zu tun hat, die von Mitgliedern von Goldene Morgenröte begangen wurden.“
Nach diesem Interview bekam der Metropolit Mordrohungen.
Die Wahlen im Mai 2012 hatten der Partei rund sieben Prozent und 21 Abgeordnete im griechischen Parlament gebracht. Dieses Video zeigt Michaloliakos bei der anschließenden Presseerklärung:
Nachdem die Regierungsbildung scheiterte, kam es im Juni 2012 erneut zu Parlamentswahlen, bei denen die Partei nochmals auf rund sieben Prozent und 18 Sitze 2012 kam. Im September 2012 ergab eine Umfrage 10,5 Prozent, sie wäre damit die drittstärkste Kraft im griechischen Parlament.
Das hier ist ein Werbevideo dieser Partei:
Die englischen Übersetzung sind schlecht zu lesen, aber man bekommt allemal mit worum es geht.
Bemerkenswert ist das Interview mit einer Frau, die anscheinend von drei aus Rumänien stammenden Männern ausgeraubt wurde und daher die Polizei rief. Dort konnte man ihr nicht helfen. Darauf rief sie eine Nummer dieser Partei, die sofort reagierten und sagten, daß sie mit „100 Männern ganz Attika durchsuchen“ würden. Die Partei verteilt auch kostenlos Lebensmittel an Griechen, nicht jedoch an Ausländer.
Es ist schwer zu verstehen, wie griechisch-orthodoxe Priester ein Büro dieser Partei segnen können. Ich kann es mir nur als Reaktion darauf erklären, daß andere Teile der Kirche sich gegen diese Partei positionieren, obwohl die Kirche doch über den Parteien stehen sollte.
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Oktober 29, 2012 um 5:26 pm
[…] Ein Gastbeitrag von Antifo. […]
Oktober 29, 2012 um 10:53 pm
„Die Partei ist bemüht, sich als christlich-orthodox darzustellen. Das ist aber nicht glaubwürdig. Im Jahr 1988 schrieben sie in ihrer….“
Hallo Antifo,
So? Heute ist 2012. Man erinnert sich an Präsident Theodor Heuss, der einmal so schlagfertig sagte: „Was geht mich mei dumms Geschwätz von gestern an!“
Welche Partei wäre denn nach Deinem Geschmack? Für Griechenland oder auch Germanistan? Was die letzten 30 Jahre so in beiden Ländern regierte ist wohl kurz davor die Bankrott erklärung abzugeben.
Und nur nebenbei, Meinst Du nicht, daß das Nazigespenst so langsam in der Holzvertafelung verschwinden sollte? Besonders nachdem nun das Parteibüro auch noch ordentlich abgesegnet wurde…
Gruß
Joseph
Oktober 29, 2012 um 11:10 pm
Eine Partei nach meinem Geschmack? Die schmecken doch alle schal. Diese Goldjungs sind aber das Maximum an Sand im Getriebe. Die anderen griechischen Parteien machen alle die Hand auf und wollen sich ihr Problem von der EU, d.h. von Deutschland, lösen lassen. Die Goldjungs sind zu stolz dafür und wollen lieber das Land aufräumen.
Nach diesem Artikel sind sie in den Meinungsumfragen jetzt schon auf 22 Prozent:
http://www.washingtonpost.com/world/europe/anti-immigrant-golden-dawn-rises-in-greece/2012/10/20/e7128296-17a6-11e2-a346-f24efc680b8d_story.html
Bzgl. dieses Nazigespensts siehe den vorherigen Artikel. Wenn jemand antisemitisch ist, finde ich das problematisch. Gegen Antijudaismus habe ich aber nichts einzuwenden. Bin selbst antijüdisch.