Syrische Aktivisten antworten der FAZ

Die Artikel in der FAZ wonach nicht Schabiha-Milizen, sondern die Rebellen für das Massaker in Hula verantwortlich sind (PI berichtete), wurden auch in den USA zur Kenntnis genommen. John Rosenthal, der bereits während des Bürgerkriegs in Libyen über Al-Qaida-Fahnen in Bengasi berichtet hatte, machte den Anfang mit einer kurzen englischen Wiedergabe des ersten FAZ-Artikels im National Review Online. Diese Wiedergabe wurde von Robert Spencer aufgegriffen und erschien bei Jihadwatch. John Rosenthal mußte sich gegen den Vorwurf verteidigen er übernehme „Assad-Propaganda“.

Logo der syrischen Zeitung Al Ayyam Auch aus Syrien selbst kam ein Echo. Al Ayyam veröffentlichte eine „Antwort der Aktivisten von Hula auf die Anschuldigungen der FAZ“. Al Ayyam stellt sich selbst als Neugründung einer syrischen Zeitung aus der Zeit des Kampfes gegen das französische Völkerbundmandat durch „syrische pro-Demokratie Aktivisten“ dar, die nach der Machtübernahme der Baath-Partei ihr Erscheinen einstellen mußte. In ihrer Antwort beschweren sich die Aktivisten darüber, dass Dr. Rainer Hermann sie nicht nicht kontaktiert hat, bevor er seinen Artikel schrieb. Sie laden ihn in ihr „Dorf“ ein und „garantieren“ ihm, dass ihm da nichts Schlimmes passieren werde.

Das ist zumindest ungewöhnlich. In Ländern mit Pressefreiheit muß man als Journalist nicht erst irgendein Revolutionskomitee aufsuchen, um sich seine Artikel absegnen zu lassen. Zurecht wird man einwenden, dass auch im Syrien Baschar al-Assads dieser grundlegende demokratische Standard nicht erfüllt ist. Nur fordert Präsident Assad ja auch keine „Flugverbotzone“ zur Einführung der Demokratie in Syrien. Es ist daher keinesweg unbillig, von den Aktivisten eine ordentliche Entgegnung zu erwarten. Statt eines Verweises auf irgendwelche youtube-Videos, die nicht mal verlinkt sind, sollten die Aktivisten den FAZ-Artikeln ihre Version der Vorgänge entgegenstellen, die in Hula zur Abschlachtung von Frauen und Kindern aus nächster Nähe durch bislang Unbekannte führten.

Idealerweise sollte diese Entgegnung auf alle inhaltlichen Aspekte eingehen, die von Dr. Hermann genannt wurden. Dazu gehört auch die Angabe, dass unter den Ermordeten die in Hula lebenden Verwandten des regimetreuen Parlamentsabgeordneten Abdalmuti Mashlab waren. Es ist falsch wenn dem FAZ-Autor hier eine Übernahme von Regime-Propaganda vorgeworfen wird: Der Name dieses Parlamentsangehörigen ist bereits in der zehn Tage vor dem Massaker veröffentlichten Liste der Parlamentsangehörigen zu finden. Es ist kaum vorstellbar, dass diese Angabe im vorläufigen Untersuchungsbericht des offiziellen Syriens auftauchen würde, wenn Abdalmuti Mashlab dort keine Verwandten hätte bzw. gehabt hätte. Das hätte sich in Syrien blitzartig herumgesprochen.

Es sollte den Aktivisten daher ein Leichtes sein, diese „Propaganda“ zu entlarven. Die Glaubwürdigkeit der syrischen Regierung wäre vor den Augen der Weltöffentlichkeit zerstört, Russland und China kämen nicht mehr umhin ihren diplomatischen Kurs zu ändern.

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5 Kommentare - “Syrische Aktivisten antworten der FAZ”


  1. […] ich meinen hiesigen Artikel zur Reaktion der syrischen “Aktivisten” auf den ersten Artikel von Dr. Rainer Hermann in der FAZ […]

  2. arprin Says:

    Extra für dich, Antifo:
    Das Massaker von al-Hula: Wer steckt dahinter?
    http://arprin.wordpress.com/2012/06/18/das-massaker-von-al-hula-wer-steckt-dahinter/

  3. Ludwig Schönenbach Says:

    Ich begrüße es sehr, dass Rußland und China im Sicherheitsrat bisher verhindert haben, dass der Westen seine feindseligen Pläne gegenüber Syrien durchsetzen konnte, und hoffe, dass sie ihren Widerstand gegen die gefährlichen und eigensüchtigen Ziele und Pläne der falschen „Freunde Syriens“ auf keinen Fall aufgeben!
    Solange nicht verhindert wird,dass Waffen und bewaffnete Krieger von außen nach Syrien eindringen und gewaltsame Aktionen durchführen, und der Westen dies sogar gutheisst und fördert, ist es völlig unverantwortlich, die Regierung Syriens allein für die bewaffneten Auseinandersetzungen verantworlich zu machen: Eine Intervention, wenn sie denn eines Tages notwendig werden sollte, darf auf keinen Fall von westlichen und ostwestlichen Staaten Staaten (USA, Nato, EU ua) und die arabischen Monarchien durchgeführt werden, da sie nur ihre eigenen Interessen vertreten und wenig Interesse daran haben, die wirklichen Wünsche der syrischen Bevölkerung zur Geltung zu brigen!


  4. […] unsere Medien die Alawiten nicht gerade mögen und die “Freie Syrische Armee” vor dem Massaker von Hula bei einem sunnitischen Kleriker angefragt hatte, ob es erlaubt sei, auch deren Frauen und Kinder […]


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