Einen Tag bevor der langjährige Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) und Friedensnobelpreistäger Mohammed el-Baradei gestern den ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak zum Rücktritt aufforderte und nach Ägypten zurückflog, hatte er einen Artikel für die Newsweek verfasst, in der er US-Aussenministerin Hillary Clinton schwere Vorwürfe wegen deren zu zurückhaltender Kritik am Verlauf der ägyptischen Parlamentswahlen im November 2010 machte.

Mohammed El-Baradei
Auch zum politischen Islam äußerte sich el-Baradei in diesem Artikel:
Sie im Westen haben sich natürlich der Idee verschrieben, daß es in der arabischen Welt nur die Wahl zwischen autoritären Regimen und islamistischen Dschihadisten gibt. Das ist offensichtlich fingiert. Es gibt, wenn wir über Ägypten sprechen, die ganze Palette, so breit wie der Regenbogen, von Leuten, die säkular, liberal, markt-orientiert sind, und wenn Sie diesen Leuten eine Chance geben, dann werden die sich selbst organisieren, um eine Regierung zu wählen, die modern und moderat ist. Sie brennen nur so darauf, mit dem Rest der Welt gleichzuziehen.
Sie sollten mal ein wenig genauer hinsehen, anstatt den politischen Islam andauernd mit al-Qaida gleichzusetzen. Geschichtlich gesehen wurde der Islam 20 oder 30 Jahre nach dem Propheten gekapert und in einer Weise interpretiert, daß dem Herrscher absolute Macht zukommt und er nur Gott gegenüber rechenschaftspflichtig ist. Für den Herrscher, wer immer auch das ist, ist das natürlich eine sehr bequeme Interpretation. Es ist gerade mal ein paar Wochen her, daß der Führer einer Gruppe ultra-konservativer ägyptischer Muslime eine Fatwa, einen religiösen Erlass, herausgegeben hat, in dem ich zur „Busse“ für das Anstiften der öffentlichen Opposition gegen Präsident Hosni Mubarak aufgerufen wurde, und erklärt wurde, daß der Herrscher das Recht hat mich zu töten, wenn ich nicht davon ablasse. Es sind Sachen dieser Art, die uns ins Mittelalter führen. Aber war auch nur ein einziges Wort des Protestes oder der Zurückweisung von der ägyptischen Regierung zu hören? Nein.