Was Griechenland mit Berlin zu tun hat
Die Schuldenkrise Griechenlands bestimmt derzeit die Schlagzeilen.
So sollen nach einem Bericht der New York Times US-Banken wie Goldman Sachs und JP Morgan über einen Zeitraum von zehn Jahren aktiv dabei geholfen haben, das Ausmaß der griechischen Staatsverschuldung zu verschleiern. Neu aufgenommene Kredite sollen als Währungsgeschäfte verbucht worden sein, für die im Gegenzug künftige Einnahmen, etwa aus Airportgebühren und Lotteriegewinnen, an die Bank übertragen worden seien. Die EU-Kommission fordert von Griechenland nun „binnen zwei Wochen“ Aufklärung über diese Finanztransaktionen.
So wie die Griechen vielfach kein Einsehen haben, daß am Sparen kein Weg vorbei führt, so haben die Deutschen mehrheitlich kein Einsehen, weshalb man für griechische Schuldenwirtschaft einstehen sollte.
Weshalb man sich in Brüssel dennoch auf „mögliche Hilfen“ für Griechenland verständigt hat, läßt sich nur begreifen, wenn man ein wenig in die Geschichte zurückblickt: Bevor Griechenland Mitglied der EU wurde, ging es dort drunter und drüber: Bürgerkrieg von links, Putsch von rechts – ohne Ende!
Erst seitdem Griechenland finanzielle Hilfen von der EU bekommt, ist dort Ruhe. Der Grund für alle diese Transfers dürfte darin zu finden sein, daß „der Westen“ (d.h. vor allem die USA) das Land eben als Schaufenster für die kommunistischen Länder Osteuropas gebraucht hatten.
Die Situation in Griechenland kann so gesehen mit Westberlin verglichen werden, wo man sich auch über die Jahre hinweg daran gewöhnt hatte, vom Geld anderer Leute zu leben. Der ehem. Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin hatte in dem Zusammenhang vom „westberliner Schlampfaktor“ gesprochen.

Thilo Sarrazin (SPD)
Februar 16, 2010 um 5:55 am
„Das Scheitern der von der Junta angestrebten Vereinigung mit der Republik Zypern und der dortige Einmarsch türkischer Truppen führte 1974 endgültig zum Zusammenbruch der Militärdiktatur und zur Rückkehr zur Demokratie unter Konstantin Karamanlis.“
„1981 wurde Griechenland Mitglied der EWG.“
Ist ja fast im selben Jahr passiert…
„Im Kalten Krieg nahm Papandreou rhetorisch einen neutralen Standpunkt ein und forderte für Griechenland eine unabhängigere Stellung von den USA. Er kritisierte die massive Präsenz amerikanischen Militärs und Geheimdienstteams und forderte die Ablösung von leitenden Offizieren mit antidemokratischer Tendenz im griechischen Militär. Erfolglos versuchte er die Fortsetzung des Abhörens des Kabinetts durch den griechischen Geheimdienst KYP in äußerst enger Zusammenarbeit mit der CIA mit verdeckten Abhöreinrichtungen zu beenden.“
„Nach dem Sturz der Junta 1974 kehrte Papandreou nach Griechenland zurück und gründete die sozialdemokratische Panhellenistische Sozialistische Bewegung (PASOK). Die meisten seiner früheren Gefährten der PAK sowie Mitglieder anderer antidiktatorischer Gruppen, wie der Democratic Defense traten der neuen Partei bei.“
„Bei den Wahlen am 18. Oktober 1981 erreichte PASOK einen erdrutschartigen Sieg über die Nea Dimokratia. Papandreou wurde Griechenlands erster sozialistischer Premierminister und übernahm gleichzeitig das Verteidigungsministerium.“
Jo. Fast wie Berlin…
Aber Hauptsache mal den Sarrazin untergebracht ne?
Februar 16, 2010 um 8:24 am
Ich sehe nicht, wie die Zypern-Krise den Vergleich irgendwie entwerten würde.
Der Punkt ist doch, daß nach Westberlin ebenso Jahre lang Geld gepumpt wurde, wie nach Griechenland. Bei Westberlin war der Grund die Schaufensterpolitik der DDR gegenüber und in Griechenland war es deshalb, weil man das Land stabilisieren mußte. Allein schon des drohenden Konflikts mit der Türkei wegen, der natürlich der NATO und somit den USA heftige Bauchschmerzen bereitete. Insofern bestätigt die Zypern-Krise ja eher noch die Quintessenz des Vergleichs: In beiden Fällen hatte man jahrelang erhebliche Gelder transferiert, um dem Warschauer Pakt keine politischen Angriffsflächen zu bieten. Daß die Griechen jetzt aus allen Wolken fallen, weil sie zum Sparen aufgefordert werden, ist ebenso eine Hypothek des Kalten Krieges wie der Schlendrian im Berlin von heute.
Darum geht es und nicht um Sarrazin.
Februar 16, 2010 um 11:19 am
Griechenland ist übrigens der mit Abstand größte Netto-Empfänger von Geldern aus dem EU-Haushalt. Das Geschichtchen, daß Deutschland (größter Netto-Zahler) in irgendeiner Form an der griechischen Haushaltsmisere Schuld sei, hat man nicht mal bei indymedia glauben wollen!
Februar 16, 2010 um 11:44 am
Merkels Wirtschaftsberater Lauk sagte, Griechenland sollte sein Stimmrecht in der EU verlieren, wenn es Unterstützung erhält.
Warum fällt denen das erst jetzt ein?
April 9, 2010 um 9:39 am
Die islamische Sunna untersagt noch ganz anderes. Ich denke nicht, daß wir uns daran orientieren wollen.