In seinem Artikel Islamdebatte: Der neue Kalte Krieg hat sich der Islamwissenschaftler Stephan Weidner im Rheinischen Merkur bemüht, die Debatte um die Islamophobie mit einer ausgewogenen Darstellung der Islamkritiker zu versachlichen:
Die meisten Islamgegner wehren sich nicht prinzipiell gegen die Einwanderung, nicht einmal gegen die muslimische. Sie wollen nur, dass die eingewanderten Muslime möglichst wenige kulturelle Eigenheiten geltend machen. Sie sind keine Rassisten im herkömmlichen Sinn, denn sie lehnen die Muslime nicht aufgrund ihrer biologischen Merkmale ab. Aber doch ihre kulturelle Prägung, sofern sie mehr ist als pure Privatsache. Der Islam soll politisch und gesellschaftlich entschärft werden.
In der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Islam geht es letztlich, so kann vermutet werden, um die Angst, die Transformationsprozesse in unserem Land nicht mehr adäquat beeinflussen zu können. Freilich spielen sich die bedrohlichsten Veränderungen in Bereichen ab, die mit dem Islam nichts zu tun haben: in der Klimafrage, in unkontrollierten Finanzströmen, im Wohlstandsgefälle, dem Verlust traditioneller Werte und dem Mangel an verbindlichen neuen. Aber nichts ist so verletzlich und bietet sich als Projektionsfläche so leicht an wie eine ins Kreuzfeuer geratene Religion, die ja überdies, so der Verdacht, völlig andere Werte predigt und damit die geeignete Kontrastfolie beim Versuch abgibt, über den Wertediskurs zu einem zeitgemäßen Selbstbild zu gelangen.
Den größten Schub hat die Islamkritik wohl mit den Reaktionen auf Kurt Westgaards Mohammed-Karikaturen erfahren, die im September 2003 in der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ abgedruckt wurden.

Mohammed-Karikatur von Kurt Westgaard
(mehr …)