Ägyptischer Imam fordert Reziprozität im Umgang mit Christen

DUBAI, Alarabiya.net: Nach Presseberichten hat ein hochrangiger ägyptischer Prediger die Regierung dazu aufgerufen, mehr Land zum Bau christlicher Kirchen zuzuteilen und Extremisten auf beiden Seiten die Schuld für die sektierischen Spannungen gegeben.

In einem Interview mit der Londoner Asharq al-Awsat sagte Scheich Khaled al-Gindi, daß die Regierung Christen den Bau von Kirchen ebenso erlauben soll, wie Muslime im Westen erwarten Moscheen bauen zu können.

„Alle Bürger haben das Recht auf Umsetzung ihrer religiösen Rechte,“ sagte Gindi. „So wie wir fordern, daß der Westen uns Moscheen bauen läßt, müssen wir es auch hier (in Ägypten) mit Kirchen tun. Das ist es, was Amr ibn al-As sagte.“

Gindi fuhr fort und sagte, die Spannungen zwischen Muslimen und koptischen Christen in Ägypten bedeuten nicht, daß es eine sektiererische Tendenz gebe, sondern Probleme in der Kommunikation, für die er Extremisten auf beiden Seiten verantwortlich hält.

„Diese Probleme haben immer schon existiert, aber sie sind vorher nicht an die Oberfläche gekommen. Extremisten, die zum Hass anstacheln sind für Muslime gefährlicher, als für Kopten,“ sagte Gindi und er fügte hinzu, daß Extremisten hinter den Zusammenstößen stünden, die in den letzten Jahren zwischen Muslimen und Kopten gibt.

„Extremisten haben dafür gesorgt, daß das Bewußtsein der Muslime von psychologischen Störungen heimgesucht wird. Was die Muslime jetzt brauchen ist Therapie. Der Islam ist zerrissen worden zwischen der Ignoranz derer, die ihm Folgen und der Hilflosigkeit seiner Lehrer,“ sagte Gindi, der als moderat angesehen wird.

Verheiratet mit einer Christin

Als Entgegnung auf die Frage, ob es wirklich stimme, daß er eine koptische Frau geheiratet hat und seine Kinder in koptische Schulen gehen, sagte Gindi, daß das wahr sein.

„Der Islam erlaubt einem muslimischen Mann eine christliche Frau zu heiraten. Hinsichtlich der Schulen: wenn ich einer christlichen Frau genügend vertraue, daß ich sie heirate und Kinder mit ihr habe, dann traue ich den Schulen auf den sie war, natürlich auch meine Kinder an. Andernfalls würde ich mir selbst widersprechen.“

Gindi fügte hinzu daß muslimische Kinder aus allen arabischen Ländern an westliche Schulen gehen, um fremde Sprachen zu lernen, was der Fall ist mit zwei Töchtern, die fließend Englisch und Französisch sprechen.

Vor ein paar Jahren ließ Gindi sich von seiner koptischen Frau scheiden.

Gindi kritisierte auch eine Reihe von Dozenten an der ägyptischen al-Azhar Universität, der führenden Einrichtung des sunnitischen Islam, weil sie hinsichtlich seiner Pläne einen islamischen Fernsehsender zu starten nicht auf seine Seite gestellt hatten.

Al-Azhar weigerte sich den Sender zu betreuen, der im heiligen Fastenmonat Ramadan hätte starten sollen, dessen Namen auch Gindi trägt und beschuldigten ihn, daß er aus seinem Namen Profit wolle.

„Trotz all jenen gehöre ich zu al-Azhar“, sagte er und fügte hinzu er würde dann eben einen Sender namens Azhari starten, was im Arabischen für Angehöriger von al-Azhar steht und er sagte „Ich werde niemandem erlauben, den Erfolg des Senders hintertreiben.“

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7 Kommentare - “Ägyptischer Imam fordert Reziprozität im Umgang mit Christen”

  1. Crisp Says:

    In einem Interview mit der Londoner Asharq al-Awsat sagte Scheich Khaled al-Gindi, daß die Regierung Christen den Bau von Kirchen ebenso erlauben soll, wie Muslime im Westen erwarten Moscheen bauen zu können.

    Link auf das Interview fehlt!

    • antifo Says:

      Den Link hatte ich nicht gefunden. Ich hab aber auch nicht wirklich gesucht, sondern nur kurz auf die Seite von Asharq al-Awsat geguckt 😉

    • antifo Says:

      Es basiert wie gesagt auf einem Bericht von alarabya, der sich seinerseits auf ein Interview in Asharq al-Awsat bezog. Wenn es dort nicht zu finden ist, muß das nicht heißen, daß es nicht stimmt. Ich würde es eher so deuten, daß es lediglich in der englischen Ausgabe von Asharq al-Awsat nicht enthalten ist. Grund könnte gewesen sein, daß man dort der Auffassung war, daß der Westen das nicht wissen müßte. Daß wir es dennoch erfahren haben, liegt daran, daß AINA-News von arabisch sprechenden Christen betrieben wird, die den alarabya-Text so wie er war ins Englische übersetzt haben 😉

  2. Fawkes Says:

    Wenn das stimmt, dann haben wir es hier vielleicht wirklich mit einem potentiellen Reformator des Islam zu tun. Hin und wieder tauchen selbst in dieser ansonsten eher gewalttätigen Religion solche Leute auf- leider werden sie von der Mehrheit nicht gehört- und außerdem fürchte ich, dass Herr Gindi seine Lebenserwartung radikal verkürzt haben könnte. Die Anhänger des waren Islam werden solche Töne nicht gerne hören. Möge Herr Gindi möglichst an Einfluss und Macht zulegen, möge er möglichst lange leben und viele mächtige Verbündete finden. Auch das Christentum wurde erst durch die Reformation wieder zu der Menschenfreundlichen Religion, die es am Anfang war und die es heute weitgehend wieder ist.

  3. EinFragender Says:

    Wie der „gelebte“ Islam aktuell zu dem Thema steht:
    http://www.katholisches.info/?p=4390 (Muslime brennen Kirche in Oberägypten nieder)


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