Globalisierungsgegner treiben Globalisierung voran
Einen wunderbaren Eindruck, wie „Globalisierungsgegner“ die Globalisierung vorantreiben, bekommt man in der Schrift Die Mobilisierung des Gemeinsamen von Thomas Seibert:
Historisch war dieses Verhältnis stets durch die Polarisierung auf ein letztes Entweder-Oder bestimmt: Reform oder Revolution, Masse oder Prinzip, Vermittlung oder Konsequenz, Pragmatik oder Kritik, Legalität oder Militanz usw. In diesen trotz ihres Alters aktuellen Fragen steht die IL freimütig zu sich: einer radikalen, den Umständen entsprechend vorläufigen und deshalb absehbar minoritären Linken. Radikal heißt hier: staatsfern bis antistaatlich, deutlich prinzipienlastig und auch von daher frei von repräsentationspolitischen Zwängen, trotz aller Professionalität im Umgang mit den Medien. Minoritär wiederum ist nicht unbedingt zahlenmäßig gemeint, sondern so, dass die Positionierung einer radikalen Linken niemals unmittelbar „mehrheitsfähig“ sein kann, weil sie ihre Stellungen an den vorgeschobenen Rändern der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen beziehen muss. Diese Bereiche von Auseinandersetzungen waren in den letzten Jahren Antinationalismus, Antifaschismus und Antirassismus (positiv gewendet: Recht auf globale Bewegungsfreiheit) sowie eine Revolte nicht bloß in der Arbeit, sondern überhaupt gegen die Arbeit (positiv gewendet: Recht auf ein bedingungsloses Einkommen). Dem entspricht die aktivistische Verfassung der IL, die Stellvertretungsverhältnisse auszuschließen sucht und, traditionell gesprochen, „Kader“ organisieren will.
Wenn also die Grüne Jugend kommendes Wochenende ihr bundesweites Aktionswochenende gegen “die Festung Europa” veranstaltet, dann fährt sie damit die politische Ernte ein, die von der Interventionistischen Linken gesäht wurde.
Auch die „Professionalität im Umgang mit Medien“ kann man nicht leugnen. So bringt das stylische Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung jetzt.de just eine Woche vor diesem Aktionswochenende einen Artikel der Stimmung gegen die Anwendung der in Italien gültigen Gesetze macht.
Darin findet man dann eine Geschichte von 2004 aufgewärmt:
Am 20. Juni 2004 hatten 37 Afrikaner von Libyen aus die Überfahrt nach Italien angetreten und waren in Seenot geraten. Die Flüchtlinge trieben hilflos in einem lecken Schlauchboot, dessen Motor ausgefallen war. Ihnen drohte dasselbe Schicksal wie Tausenden anderen, deren Leichen mittlerweile fast täglich an die Küsten Europas gespült werden. Doch sie hatten Glück: Bierdel und seine Mannschaft nahmen die Schiffbrüchigen an Bord ihres Schiffes „Cap Anamur“ der gleichnamigen Hilfsorganisation, um sie in Sicherheit zu bringen. Doch zum Entsetzen aller versperrte die italienische Marine der Cap Anamur mit mehr als einem Dutzend Kriegschiffen die Einfahrt in den nächsten geeigneten Hafen. Durch die italienische Öffentlichkeit ging eine Welle der Empörung, und erst nach tagelangem Tauziehen wurde die Anlandung der Cap Anmur genehmigt. Doch Bierdel und seine Offiziere wurden verhaftet und angeklagt: Den Lebensrettern wird ausgerechnet Schlepperei vorgeworfen.
Laut dieses Artikels soll dieser Bierdel dafür zu 400.000 Euro Strafe und vier Jahren Haft verurteilt worden sein. Aufgrund der manipulativen Schreibweise und dem plakativen Spendenaufruf zur Begleichung dieser Schuld, bin ich geneigt, das anzuzweifeln.
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Mai 20, 2009 um 3:51 pm
Cap Anamur war eine Einladung für inzwischen tausende Seelenverkäufer und Schlepperorganisationen.
Mai 20, 2009 um 4:23 pm
Im Ergebnis liefert die SZ damit auch noch die moralische Legitimation für Brandanschläge, wie den auf Gunnar Eisold:
http://www.abendblatt.de/daten/2008/09/01/929783.html
Und Pro Asyl verkauft dann die zugehörigen Ablaß-Briefe:
https://antifo.wordpress.com/2009/04/08/die-schutzheiligen-der-menschenhandler/
Mai 21, 2009 um 5:53 pm
Somit werden die Globalisierungsgegner zu Trendsetters. Merh oder weniger ungewollt.