Veranstaltungshinweis: Hegemonie in Diskursen

Wenn jemand in Berlin wohnt und sich dafür interessiert, welche Politikansätze die Linken derzeit diskutieren, kann ich diese Vortragsveranstaltung am 12. Mai ab 19:00 Uhr empfehlen:

Gemeinsam mit Ernesto Laclau hat Chantal Mouffe in den 1980er Jahren in „Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus“ die theoretischen Grund lagen einer radikaldemokratischen Linken ausgearbeitet. Insbesondere die diskurstheoretische Lesart des gramscianischen Hegemoniekonzepts hat ganze Forschungszweige inspiriert.

Mouffes Studien zur „agonalen Demokratie“ sind in politischen Theoriediskussionen populär und wurden von ihr in den letzten Jahren weiter verfolgt, die hegemonietheoretischen Grundlagen und ihre Verbindung zu praktischen politischen Auseinandersetzung sind demgegenüber zumindest in der akademischen Rezeption ein wenig aus dem Blickfeld geraten.

Insofern besteht das Ziel der Veranstaltung darin, unter dem Titel „Updating radical democracy!“ noch einmal die Grundlagen des Laclau/Mouffschen Postmarxismus zu rekapitulieren und sie darauf hin zu prüfen, ob nicht auch Veränderungen und Konkretisierungen angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen der letzten zwanzig Jahre geboten sind.

Alex Demirovic wird in seinem Kommentar eine theoretisch informierte Kritik entwickeln. Katja Kipping wird dann in eher praktisch-politischer Hinsicht fragen, in wie weit postmarxistische Ansätze einen Leitfaden für eine Erneuerung linker Politik bereitstellen können.

Interessant finde ich, daß es auch eine „diskurstheoretische Lesart des gramscianischen Hegemoniekonzepts“ gibt. Ich verstehe das so, daß die von Antonio Gramsci weiterentwickelte Parteitheorie Lenins, bei der die Kommunistische Partei die Rolle eines republikanischen Fürsten im Sinne Niccolò Machiavellis einnimt, nicht nur im vorpolitischen Bereich auf Ebene der Kultur angewandt wird bzw. werden soll. Man forscht auch, welche Möglichkeiten es gibt, damit in Diskursen systematisch die Oberhoheit zu erringen. Vom Diskurs zum Dialog ist es dann natürlich nicht mehr weit.

Katja Kipping

Katja Kipping

Nachdem mit Katja Kipping die stellvertretende Vorsitzende der Partei ‚Die Linke‘ aktiv daran teilnehmen wird, darf man annehmen, daß bei dieser Veranstaltung nicht nur theoretische Fragen zur Sprache kommen.

Details zu Ort usw. im Eingangslink.

Interessant sind auch die Rezensionen des Buches „Über das Politische“ von Chantal Mouffe beim Perlentaucher. Hier der Klappentext ihres Buches:

Aus dem Englischen von Niels Neumeier. In westlichen Gesellschaften sind post-politische Konzepte des Dritten Weges derzeit en vogue. Sie propagieren eine konsensuelle Form von Demokratie jenseits der politischen Opposition von rechts und links. Chantal Mouffe kritisiert daran, dass diese Konzepte die antagonistische Dimension des Politischen und die Ambivalenz der menschlichen Natur leugnen. Nach einer Analyse des Begriffs des Politischen, die sich auf Carl Schmitt stützt, übt Mouffe Kritik an Habermas, Rorty, Giddens und Beck. Unter Bezug auf aktuelle Probleme wie den Terrorismus deckt sie Defizite und politische Gefahren post-politischer Konzepte auf und argumentiert zwingend gegen die Möglichkeit eines universalen rationalen Konsenses und für den antagonistischen Charakter von Politik. „Über das Politische“ ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zustand und der Zukunft der Demokratie.

Explore posts in the same categories: Bundesregierung, Forschung, Kulturkritik

5 Kommentare - “Veranstaltungshinweis: Hegemonie in Diskursen”

  1. Hallowach Says:

    Oh man, diese Theoriegeschwurbel. Darin sind die linken Zecken Stark. Aber die SETZEN DAS AUCH UM. Das heißt – man hüte sich vor diesen Linken VERFASSUNGSFEINDEN und FREIHEITSFEINDEN.

    Wir müssen die Lufthoheit zurückgewinnen. Das wird noch eine Menge Arbeit für die wertkonservativen Kräfte.

    Kampf den LINKEN!

    • antifo Says:

      Der Witz ist ja, daß jemand, der die Konzepte wie diskurstheoretische Lesart des gramscianischen Hegemoniekonzepts verinnerlicht hat, stundenlang mit einem über etwas diskutieren kann, ohne sich wirklich dafür zu interessieren. Sein primäres Interesse besteht allein darin die Lufthoheit zu erringen …

  2. Mcp Says:

    Stundenlang mit Linken diskutieren? Was soll denn bringen. Reine Verschwendung von Lebenszeit.

    • antifo Says:

      Mit denen zu diskutieren bringt freilich nichts. Darüber Bescheid zu wissen, wie die Linken Politik machen, kann aber schon nützlich sein. Einerseits lassen sich deren Argumente leichter entkräften, wenn man deren Mechanismen durchschaut und andererseits sollte man nicht ausschließen, daß man davon lernen kann. Die Konzepte, die sie verwenden, sind schließlich in allgeinen Begriffen formuliert, weil die Wissenschaft den Drang und Anspruch hat, allgemein verwertbare Erkenntnisse zu finden 😉

      • Mcp Says:

        Ich das Manifest, das Kapital und diverse andere Schriften von Marx und Engels wirklich gelesen. Sogar Lenin, Stalin, Trotzki und Mao. Ich sag’s nochmal: verschwendete Lebenszeit. Geschwurbel aus der Rubrik „schreibender Arbeiter“.

        Die Stärke der Linken ist nicht ihre Theorie, sondern ihre schlichte Masse. Die versetzt sie in die Lage eine schiere Unmenge an Organisationen zu bilden, die sich in allen Winkeln und Nischen der Gesellschaft breitgemacht haben. Die wenigsten davon gehören einer Partei an, aber wenn Du sie hörst, weist man mit wem diese Typen sympathisieren, selbst wenn es ihnen selbst nicht bewusst ist. Die breite Akzeptanz linken Gedankengutes ist das eigentliche Problem. Das löst man aber nicht mit Diskussionen.


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s


%d Bloggern gefällt das: