Nadja Benaissa: Hexenjagd oder heilsame Ernüchterung?
Im Blog Ichbinimmerich finde ich:
Tausende von Mädchen und sicher auch Jungs schwärmen für sie, wollen so sein wie sie, imitieren sie, tanzen mit Haarspraydose in der Hand vor dem Spiegel, schminken sich wie sie, schnibbeln sich ihren Starschnitt zusammen. Täglich grüsst sie in Lebensgrösse auf das Kinderzimmerbettchen herunter.
…
Die kids, die sie lieben, wie muss das für die sein? Wie können sie es verkraften, schon so früh mit den sogenannten Abgründen der Menschheit konfrontiert zu werden? Was macht das mit ihnen? Zerstört ein solches mutmassliches Verhalten Vertrauen?
Das sind gute Fragen. Dagegenstellen würde ich, ob es verantwortbar ist, diesen Kindern die heilsame Ernüchterung vorzuenthalten?
Auch Kinder verstehen die Botschaft, die von Bildern wie diesem ausgeht:

Nadja Benaissa
Vor kurzem sah ich drei Mädels, schäkernd auf der Straße, bei denen ich mich unwillkürlich fragte, ob die gerade auf dem Weg „zur Arbeit“ sind. Wenn die so sein wollten wie Nadja Benaissa, kann ich mir jedenfalls erklären, wieso die so rumliefen.
Die deutsche AIDS-Hilfe spricht im Zusammenhang mit der Berichterstattung zu Frau Naissa von einer „modernen Form der Hexenjagd“. Können wir es uns wirklich leisten, den Mantel des Schweigens darüber zu legen, um die Resozialisierung einer HIV-Infizierten nicht zu gefährden?
Welche Glaubwürdigkeit aber haben Plakate mit Kondomwerbung zur AIDS-Prävention, deren moralische Aussagen sich darin erschöpfen, daß man beim Fremdgehen Ehebruch ein Hütchen überzustülpen hat?
Darf ich mich wundern, wenn ich bei mir im Kommentarbereich Aussagen wie diese finde:
Wenn aber eure BITCHES und Flittchen ihre freie Sexkultur ausleben, stellt es kein moralisches Problem dar. Die Damen hingegen, die sich für Askese oder ein enthaltsames Leben entscheiden, stellen hingegen ein Problem dar. Weil sie sich den notgeilen Männchen nicht fügen. Haben wir hier es etwa mit einem Patriarchaten zu tun, der in der emanzipierten Frau nur eine BITCH sieht, die obszön und ausgekleidet durch die Gegend irrt?
Für meine Begriffe ist das Gossensprache. Aber wie Frau Benaissa als Teeyidol Kindergötze ist diese Gossensprache in Form von Rap ja ebenso Teil der Mainstreamkultur geworden:

Steinmeier mit Gossensänger Muhabbet
Wie also können sich Organisationen wie die Deutsche Aidshilfe anmaßen als Zensoren aufzutreten, wenn exakt die gleichen Kritikinhalte in Form von Rap als Kultur betrachtet werden?
Vielleicht brauchen wir ja christlichen Rap?
Ein Rap der hinausschreit, daß eine Kultur eben keine Moral hat, wenn Debatten zu moralischen Fragen nur dann akzeptiert werden, wenn Moral dabei in kleine Stücke zerteilt wird. Ein Rap, der die Mietlinge der Massenmenschhaltung anklagt und deren Machenschaften aufdeckt.
Anklagt? Geht das denn? Äh … kann das denn noch christlich sein?
Ja, es geht! Christus sagte, daß man nicht richten soll – Er sagte nicht, daß man Pharisäertum nicht anklagen solle.
Und es ist auch notwendig, damit die Schafe dem guten Hirten und rechtmäßigen Eigentümer der Herde wieder zurückgegeben werden.

Pantokrator
April 16, 2009 um 11:45 am
Interessante Analyse. Vielen Dank.
April 16, 2009 um 1:57 pm
Vielleicht brauchen wir ja christlichen Rap?
Glaube nicht dass man sich mit etwas wie Rap, der offenkundig doch weiter nichts als Absonderungen von Schwerverbrechern ist, befassen sollte, sofern man nicht vor hat sich von oben bis unten zu besudeln.
April 16, 2009 um 2:16 pm
Mein Musikstil ist das auch nicht. Die Frage ist eben, ob man es sich leisten kann, daß es Sachverhalte gibt, bei denen Gossensänger näher an der Wahrheit dran sind, als alle anderen. Das eigentliche Problem ist ja nicht so sehr der Stil, in dem das vorgebracht wird, sondern der Inhalt. Wenn Frauen als Bitches bezeichnet werden, gefällt mir das auch nicht. Ungeachtet dessen zeigt der Fall Benaissa, daß es Fälle geben kann, in denen genau das die Wahrheit sein mag.
Wenn man es schafft diese Wahrheit auszusprechen und sich mit der Kritik dabei an die richtigen Adressaten wendet, sähe ich (fast) alle Kriterien für christlichen Rap erfüllt. Die christliche Färbung könnte man im Bandnahmen andeuten oder auch mit einzelnen Passagen aus den Psalmen:
„Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen; wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.“ (Ps. 2, 9)
April 16, 2009 um 3:40 pm
@ pippin: Ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Es gibt einige christliche Rapper (leider kenne ich nur amerikanische), die nicht nur gute, tiefgruendige Musik mit edlen Beats, sondern auch einwandfreie Doktrin bieten. Shai Linne oder Timothy Brindle sind da zwei Beispiele:
April 16, 2009 um 7:12 pm
Danke für die beiden Links:
https://antifo.wordpress.com/2009/04/16/patriarch-kyrill-einsegnung-von-subkulturen-ist-hauptaufgabe-der-kirche/